Wildvogelpflege



Vogel gefunden − Was nun?

Dazu gibt es einige Punkte zu beachten. Wenn Sie Hilfe benötigen, wenden Sie sich bitte zunächst an Ihre örtliche Naturschutzgruppe oder den Vogelschutzbeauftragten − dort wird Ihnen weitergeholfen oder an eine der Pflege− und Auffangstationen vermittelt.

Was tun bei gefundenen Vögeln?

Naturschutzbund gibt Hinweise, was mit Fundtieren zu tun ist

KREIS GIESSEN. Angesichts einer Flut von Anfragen, die derzeit bei vielen Naturschützern und Vogelschutzbeauftragten eingehen, weist der Naturschutzbund−Kreisverband Gießen (NABU) auf den richtigen Umgang mit gefundenen Vögeln hin. Insbesondere Jungvögel, die herumsitzen und nicht vor Menschen flüchten, ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Diese sollten an Ort und Stelle gelassen oder allenfalls "katzensicher" auf einen Ast gesetzt werden. Denn es ist davon auszugehen, dass die Altvögel die frisch ausgeflogenen Jungen noch weiterfüttern, betonte Tim Mattern vom NABU.

Wurde ein Jungvogel bereits von seinem Fundort entfernt, sollte er unverzüglich wieder zurückgebracht werden. Die Jungen werden auch nach Menschenkontakt von ihren Eltern gefüttert, da bei Vögeln der Geruchssinn nur sehr schwach ausgeprägt ist. Altvögel und flügge Jungvögel lassen sich an den Schwanzfedern unterscheiden: Bei Jungvögeln sind sie in der Regel noch sehr kurz, im Gegensatz zu den ausgewachsenen Federn bei den Alten.

Anders sei es, wenn es sich um einen offensichtlich verletzten Jung− oder Altvogel handelt. In so einem Fall sollte ein Tierarzt konsultiert werden. Dieser könne am besten beurteilen, ob und wie dem Vogel erfolgreich zu helfen ist. Vögel, die gegen eine Scheibe geflogen sind brauchen in der Regel einfach ein paar Tage Ruhe. Am besten setzt man sie dazu in einen Pappkarton mit Luftlöchern und stellt ihn in einen ruhigen Raum. Trinkwasser sollte angeboten werden. "Generell sollte man Vögel sowieso eher in einem Karton, aufbewahren, da sie sich in Käfigen bei Panikreaktionen sehr schnell verletzen können."

Neben gefundenen Wildvögeln tauchen in dieser Jahreszeit auch andere unfreiwillige Gäste auf: Reisetauben, die in Gärten oder auf Balkonen Rast machen. Sie sind an den Fußringen mit Nummern und Farben zu erkennen. Diesen Gästen sollte man Trinkwasser in einer flachen Schale anbieten, darin aufgelöster Traubenzucker helfe dem Vogel, die verbrauchte Energie auszugleichen. Als Futter könne man handelsübliches Vogel− oder Papageienfutter anbieten, gelegentlich würden auch Haferflocken oder Müsli als Verpflegung angenommen. Fliegt die Taube nicht nach zwei bis drei Tagen ab, sollte sie einfangen werden. Man sollte die Ringnummer ablesen und an den Verband Deutscher Brieftaubenzüchter unter Telefon 0201/8722412 gemeldet werden. Manche Tauben tragen auch die Nummer ihres Züchters auf dem Fußring.



25 Jahre Vogelstation Sheppard in Nonnenroth

Hungen − Helga Sheppard betreibt seit 25 Jahren in Nonnenroth eine Auffangstation für verletzte, geschwächte oder verwaiste Vögel. Sie hat etwa 1300 Tiere aus 88 Arten gepflegt; anfangs nur wenige, mittlerweile liegt die jährliche Zahl konstant über 100. Während der Jungtiersaison von Mitte April bis September beginnt der Arbeitstag mit Sonnenaufgang − im Sommer gegen 5 Uhr − und er endet mit dem Dunkel der Nacht. Zunächst muss Futter zubereitet werden. Das wird den meisten Tieren mit einer Pinzette in den Schnabel gegeben. Die "Nestlinge" der Singvögel müssen stündlich gefüttert werden, frisch geschlüpfte Küken noch öfter. Werden die Vögel selbständiger, nehmen sie das Futter selbst von der Pinzette ab. Beim täglichen Füttern von etwa 15 Vögeln ist das alles eine immense Arbeit. Neben den Jungtieren sind immer wieder verletzte Vögel zu pflegen, die etwa von einer Katze gerissen wurden oder einen Zusammenstoß mit einem Auto erlitten hatten. Nach der ersten Untersuchung werden die Wunden versorgt. Stark abgemagerte Tiere bekommen eine Infusion: Mit einer feinen Spritze wird an der Unterseite der Flügel eine Nährlösung unter die Haut gespritzt. Oft ist es nötig, die Patienten nach Gießen in die Vogelklinik zu bringen. Sheppard leistet diese Arbeit allein, bekommt weder Futter noch sonstige Kosten ersetzt. Nun wird es ihr aus Alters− und Gesundheitsgründen immer schwerer, die Arbeit zu bewältigen. Dringend gesucht werden Menschen, die Zeit und Lust haben, einmal einen kleinen Vogel selbst aufzuziehen, bei der handwerklichen Instandsetzung der Außenvolieren zu helfen, oder mal die eine oder andere Fahrt nach Gießen zu übernehmen.