Der 31. Band des Ornithologischen Jahresberichts des Kreises Gießen ist erschienen. Darin sind 62 600 Beobachtungen von 455 Meldern aus dem Kalenderjahr 2021 aufbereitet.
Aus dem Vorwort: Die alarmierende Situation der heimischen Vogelwelt hat sich leider weiter verschärft
Aus dem Vorwort:
Die alarmierende Situation der heimischen Vogelwelt hat sich leider weiter verschärft. Der
Niedergang der Vogelwelt geschieht nicht linear, sondern mit Auf und Ab‘s. Gibt es zwar
einzelne kleine, kurzfristige Erfolge bei selteneren Arten (z.B. derzeit Grauammer,
Weissstorch), so stehen jetzt die häufigeren Arten im Vordergrund, die z.T. erhebliche
Einbußen in ihrem Bestand erleiden. Die Älteren unter uns hören im Vergleich zu früheren
Jahrzehnten im Frühjahr deutlich weniger Vögel singen, und das liegt leider nicht am
nachlassenden Gehör. Unsere vielen Probeflächenerhebungen belegen den Niedergang, der
sich seit ca. 2010 erheblich auswirkt und weiter fortsetzt. Nicht zu vergessen ist, dass bereits
in den 1980er und 1990er Jahren die Vogelwelt gegenüber zuvor erheblich reduziert war.
Früher hatten wir die Illusion, durch die Dokumentation der Bestände Einfluss auf die Politik
nehmen zu können, wenn es negative Entwicklungen gibt. Wir müssen erkennen, dass es
einfach nicht interessiert und das Profitdenken die Gesellschaft beherrscht.
Wir haben nach der Kreisavifauna jetzt auch in unserem jährlichen Band die Reihenfolge
der Vogelarten der aktuellen Liste der Vögel Deutschlands, Version 3.2., angepasst. Das
erfordert von Allen eine neue Orientierung beim Aufsuchen der Arten; das Namensregister
am Ende hilft dabei. Auch die Kennzeichnung der Rote-Liste-Arten (RL) in den Artleisten
wurde nach der neuesten Fassung vom Juni 2021 der Roten Liste der Brutvögel von
Deutschland überarbeitet.
Die Witterung war 2021 geprägt durch ein zunächst nur geringes Auftreten von nordischen
Singvögeln. Rotdrosseln kamen beispielsweise zwar auf dem Zug vor, überwinterten aber
kaum bei uns. Im Januar gab es für 8 Tage und im Februar für 16 Tage eine geschlossene
Schneedecke mit Temperaturen bis -15 Grad, was zu einer Schnee- und Kälteflucht aus dem
Norden, vor allem der Feldlerche, führte. Kraniche flogen hin und her, mal nach Süden, dann
wieder zurück, Weißstörche räumten kurzzeitig das Kreisgebiet. Es folgte eine
Hochwasserperiode. Als Folge war u.a. geschätzt 80-90% der Eisvogelpopulation
umgekommen. Anfang April kam Polarluft zu uns mit Minusgraden, die zu einem weiteren
Zugstau führte. Daher lagen die Erstbeobachtungsdaten einiger Zugvogelarten relativ spät.
Nach einem durchwachsenen Sommer, der zum Glück nicht so trocken war wie in den
Vorjahren, gab es am 10.10. den ersten Bodenfrost.
Der Bericht kann bezogen werden bei: Lioba Krämer, Mittelgasse 1, 35457 Lollar, Tel.:
06406/77045, lioba.kraemer@t-online.de