NABU-Vertreter äußert sich zur Lage von Garbenteich-Ost

Pohlheim (pm). Zur weiteren Verzögerung des geplanten Gewerbegebiets Garbenteich-Ost äußert sich Tim Mattern vom NABU-Kreisverband – und beanstandet die Tatsache, dass ein mangelhaftes Umweltgutachten erst nach einer Klage des NABU beim Verwaltungsgerichtshof in Kassel nun korrigiert und ersetzt wird.
Er sei in der Naturschutzszene »wahrlich nicht als Hardliner bekannt«, betont der in Biebertal lebende Mattem in einer persönlichen Stellungnahme. »Aber dass der NABU-Kreisverband in ehrenamtlicher Arbeit und mit Spendengeldern über Gerichtsentscheidungen eine gültige Rechtslage durchsetzen muss, ist beschämend.«
Es sollte eigentlich selbstverständlich sein, fügt er hinzu, dass Kommunen und die von ihnen beauftragten Büros ihren pflichten und Vorbildfunktionen nachkommen »und geltendes Recht nicht beugen bis zum Brechen«. Dies geschehe viel zu oft.

Mattern: Nichts zu verhandeln

Vor zwei Jahren sollten die Bagger auf der Gewerbefläche rollen. Dann legte ein Eilbeschluss des Verwaltungsgerichtshofs den Beginn der Arbeiten auf Eis. Der Dritte Senat des Verwaltungsgerichtshofs bemängelte nach einer Klage des NABU vor allem das Umweltgutachten. Dieses, erklärte ein Gerichtssprecher, gehe von einer zu niedrigen Zahl der streng geschützten Vogelart der Feldlerchen aus, die auf der bisher weitgehend landwirtschaftlich genutzten Fläche regelmäßig brüten.
Die Feldlerche könne nichts dafür, dass sie durch menschliche Nutzung und Veränderung der Landschaft vom Allerweltsvogel zur Seltenheit verkommt, erklärt Mattern. Damit diese Tiere zumindest ein Angebot einer neuen Lebensstätte bekommen gebe es einschlägige gesetzliche Regelungen. »Diese unterliegen nicht der so genannten Abwägung. Dennoch wird der Artenschutz
in zig Bauleitplanungen im Kreis Gießen und anderswo über fachgutachterliche Stellungnahmen weggewogen.«
Mattem erklärt: »Wir vom NABU wollen die Menschen lieber für die Natur begeistern statt immer wieder nein sagen zu müssen.« Die Umweltverbände könnten fast jeden zweiten Bebauungsplan beklagen, sagt er. »Tun wir das? Nein.« Beim Gewerbegebiet in Garbenteich gebe es nichts zu verhandeln, »außer dass der Lebensraum der Feldlerche bestehen bleibt oder adäquat wiederhergestellt wird.«
Zur Verzögerung des Gewerbeprojekts erklärt er: »Mein Mitleid hält sich in Grenzen.«