PM vom 21.05.2025
Gießen. Ist es für einen solchen Appell nicht längst zu spät? Vielerorts rattern schon lange die Mäher, an den Ackerrändern wird gemulcht. Nein, es ist nicht zu spät, sagt der NABU-Kreisverband Gießen und erinnert an den Grundsatz vom „Mähfreien Mai“. Der Naturschutzbund hat dafür auch den passenden Merksatz parat: „Ob am Ackerrand oder zuhause, im Mai hat das Mähwerk ’ne Pause.“
Aber warum eigentlich? Zur Rettung der Schmetterlinge und anderer Nützlinge, sagt der NABU. „Gerade jetzt wachsen auf den als unordentlich betrachteten Flächen mit Wildkräutern wie Brennnesseln oder Wilder Möhre die Raupen unserer schönsten Schmetterlinge heran“, sagt Ernst Brockmann. Er ist international renommierter Schmetterlingsexperte, Vorsitzende der NABU-Gruppe Lich und Beisitzer im NABU-Kreisverband. Brockmann weist darauf hin, dass es viele Arten gibt, deren Nachwuchs ganz gezielt und ausschließlich auf Pflanzen wie die Brennnesseln angewiesen ist. „Dazu zählen zum Beispiel der Admiral, das Tagpfauenauge oder der Kleine Fuchs.“ Auch der Schwalbenschwanz sei ohne wilde Grünstreifen „aufgeschmissen“.

Natürlich könne der NABU nachvollziehen, dass Gartenfreunde wenigstens ein bisschen kurzen grünen Rasen haben möchten, um sich dort aufzuhalten. Es würde aber bereits helfen, wenn jeder Gartenbesitzer eine kleine Ecke die nächsten paar Wochen bis etwa Mitte Juni wachsen lasse, so Dr. Achim Zedler, Vorstandssprecher des NABU-Kreisverbandes. Und an den Wegesrändern und an den Äckern mache das beliebte Mulchen überhaupt keinen Sinn. Denn mit frisch geschreddertem Grün, das auch noch liegenbleibt, werde dem Boden erst recht neuer Nährstoff zu geführt. Aus mehr Nährstoff folgten unter anderem auch mehr Brennnesseln.
Ganz zu schweigen davon, dass Hunderte und Tausende unscheinbarer Raupen gleich mit geschreddert werden. Erst recht die Igel, die sich tagsüber in solchen Verstecken ducken. Mulchen sei Mord, sagt der NABU. „Als ob wir nicht längst viel zu wenige Schmetterlinge und insgesamt immer weniger Insekten haben“, ärgert sich Zedler. Und sogar der Igel zähle inzwischen zu den bedrohten Arten. Eine weitere Gefahr sind ie inzwischen immer mehr eingesetzten Mähroboter, die nicht selten zu schwerwiegenden Verletzungen bei Igeln führen. Dem überwiegend nachtaktiven Tier würde es helfen, wenn diese nur tagsüber eingesetzt würden, appelliert Dr. Zedler.