Pressemitteilung vom 20.07.2025
Dr. Achim Zedler, Vorstandssprecher des NABU-Kreisverbandes informiert über die diesjährige Weißstorchsaison. Erneut gab es eine Steigerung der Brutpaare auf 66 Brutpaare, im Vorjahr waren es noch 51. Kreisnah, d.h. im Umkreis von einem Kilometer zur Kreisgrenze brüteten weitere 31 Brutpaare (Vorjahr 32), insbesondere im Bereich der Horloffaue und Lahnaue. Damit ist der Wappenvogel des NABU eine der wenigen Vogelarten, die hierzulande noch eine positive Bestandsentwicklung haben. Leider gilt inzwischen für eine hohe Zahl an Arten, dass sie abnehmen.
Allerdings war der diesjährige Bruterfolg sehr schlecht. Es wurden nur 78 Jungstörche flügge (Durchschnitt 1,18 pro Brut). Das ist insbesondere auf viele gar nicht erfolgreiche Bruten zurückzuführen, vor allem in zwei großen Kolonien des Kreises im Raum Hungen und in der Wieseckaue am Gießener Philosophenwald. Brüteten bei letzterer stadtnahen Kolonie schon die letzten Jahre einzelne Paare, so versuchten es dieses Jahr 8 Brutpaare, von denen aber nur 3 erfolgreich waren. Da die Witterung für den Weißstorch nicht schlecht war, deutet dies auf eine Sättigung der Auenbereiche für die Weißstorchpopulation hin. Eine große Steigerung wird dort nicht mehr erwartet, gegebenenfalls werden sich noch neue Paare in jetzt noch nicht besetzten Bereichen ansiedeln, prognostiziert Dr. Zedler. Zwei Brutpaare waren Spitzenreiter mit jeweils 4 Jungvögeln: bei Linden-Forst in der Lückebachaue, wo es dieses Jahr 6 Brutpaare gab und am Unteren Knappensee.
Der Weißstorch ist eine echte Bereicherung der heimischen Tierwelt und ein Hingucker. Zu seiner Beobachtung braucht man nicht einmal ein Fernglas. Jetzt im Hochsommer sieht man immer mal wieder größere Anzahlen zusammen, vor allem Traktoren folgend, bevor sie sich im nächsten Monat auf den nur noch kurzen Zugweg begeben, der bis Südhessen, ins Rheintal oder auch nach Frankreich, seltener bis Spanien führt. Dabei vermeiden die westziehenden Störche aufwändige Flüge bis nach Afrika. Das macht sie erfolgreicher als die Ostzieher, die weiter fliegen und dann auch noch Gefahren des Abschusses ausgesetzt sind, insbesondere im Libanon. Daher nimmt im Gegensatz zu Westdeutschland der Bestand in Ostdeutschland eher ab.
Erfreulich ist es, dass immer noch einige der Weissstörche beringt sind, sodass man verfolgen kann, wo sie sich aufhalten. Dabei kann auf eine Datenbank von mittlerweile über 700 Ablesungen zurückgegriffen werden. Unter den beringten Vögeln sind mehrere, die ein Alter um die 20 Jahre erreicht haben. Einer dieser Störche brütet seit Jahren in der Horloffaue und wurde ursprünglich in der Schweiz beringt.