Steinbruch Langd gehört nun zum „Hessischen Naturerbe“
Uhu−Schutzprojekt im Kreis Gießen am 21.9.05 Übergeben
Am vergangenen Mittwoch stellte der Naturschutzbund (NABU) sein aktuelles Schutzprojekt für den Uhu vor. Der Steinbruch „Am Köpfel“ bei Langd wurde durch den NABU Hessen in Zusammenarbeit mit dem Kreisverband Gießen und der Ortsgruppe Langd erworben und soll nun künftig als Brutgebiet für den Uhu und viele weitere seltene Tiere und Pflanzen gesichert werden. Für einen noch ausstehenden Restbetrag bittet der NABU weiterhin um Spenden für Kauf und Sicherung des Steinbruches.
Der Uhu, Vogel des Jahres 2005 und Symbol für die Artenvielfalt in stillgelegten Steinbrüchen, ist bereits seit 1999 Brutvogel im Langder Steinbruch, wie Bodo Fritz erläuterte. Der Vorsitzende des NABU Langd und des Vereins für Vogel−, Umwelt−, Landschaftsschutz und Landschaftpflege (VNULL) berichtete über die Geschichte des Steinbruches. Bereits seit 1991 sei man bemüht, das Gelände in Zusammenarbeit mit den Behörden zu sichern. Zwischenzeitlich wurde seitens des Betreibers eine Genehmigung zur teilweisen Verfüllung beantragt, doch dem machte letztendlich der Einzug des Uhus einen Strich durch die Rechnung. Auch große Teile der örtlichen Bevölkerung engagierten sich nun für das Kleinod. Schließlich wurden sich NABU und Steinbruchbesitzer einig und das Gelände wird nun dauerhaft für die Natur gesichert. Die ortsansässigen Naturschützer werden auch die Pflege des etwa 1,5 Hektar umfassenden Steinbruches übernehmen.
NABU−Landesgeschäftführer Hartmut Mai und Dr. Achim Zedler vom Kreisverband zeigten sich erfreut, dass der Steinbruch nun von der NABU−Stiftung „Hessisches Naturerbe“ übernommen werden konnte. „Wir möchten die Menschen nicht aus der Natur aussperren, sondern sie ihnen zeigen und Verständnis für unsere Anliegen wecken“, sagte Mai. Der Steinbruch solle nicht grundsätzlich tabu sein, aber während der Brutzeit des Uhus nicht betreten werden, baten Fritz und Mai. „Wilde Tiere und Artenvielfalt gibt es nicht nur in Afrika sondern auch bei uns.“ In der Tat: Viele wärmeliebende und dabei seltene Tier und Pflanzenarten sind in dem vielfältigen Gelände zu finden. Neben Felswänden gibt es sonnenexponierte Magerrasen, wo sich Zauneidechsen und Schlingnattern, Tagfalter und Heuschrecken tummeln. Rote−Liste−Arten auf den Magerrasen sind beispielsweise Karthäuser− und Büschel−Nelke. In zeitweise vorhandenen Tümpeln können die Kaulquappen der seltenen Wechselkröte heranwachsen. An Boden und Felsen konnten sich langsam wachsende Flechten entwickeln. Erstaunlicher Weise brütet in der Nachbarschaft des Uhus regelmäßig ein Turmfalkenpaar, obwohl dessen Nachwuchs der großen Eule regelmäßig zum Opfer fällt. „Ganz normal“, betonte NABU−Fachmann Fritz. Der Uhu stehe als größte Eule an der Spitze der Nahrungskette, und mache auch vor kleineren Artgenossen wie Schleiereulen nicht halt. „Immerhin fressen die jungen Turmfalken auch an den Resten, die der Uhu übrig lässt.“
Die größte einheimische Eule befand sich schon am Rand des Aussterbens. Gezielte Auswilderungen und Artenschutzprojekte zeigten jedoch Erfolg und halfen dem Uhu bei der Rückkehr. Der wissenschaftlich Bubo bubo − nach seinen Rufen − genannte Vogel ist damit einer der großen Gewinner und ein Erfolgsbeispiel für Naturschutzprojekte. Dennoch ist der Uhu auf menschliche Hilfe angewiesen, nun müssen seine Lebensräume und Brutgebiete dauerhaft gesichert werden, um die Population von 800 bis 1000 Brutpaaren in Deutschland stabil zu halten.
Für den Kauf und erste Sicherungsmaßnahmen waren rund 40.000 Euro erforderlich.
Der NABU bittet zur Sicherung des Naturparadieses weiterhin um Spenden:
NABU−Stiftung Hessisches Naturerbe, Bank für Sozialwirtschaft Köln, Konto 8 295 700, BLZ 370 205 00.
Weitere Informationen im Internet unter www.nabu-hessen.de.